Spagyrik

 

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Geschichte

Die Heilmittel der Spagyrik gehen auf den Arzt Carl-Friedrich Zimpel (1801-1879) zurück. Bei der Herstellung der Arzneien verband er paracelsische Methoden (Theophrastus von Hohenheim – genannt Paracelsus, 1493-1541) und homöopathisches Gedankengut (Prof. Dr. med. Samuel Hahnemann , 1755 – 1843). Er nannte die spagyrische Kunst eine „hermetische oder ägyptische Kunst.“ Hier wird schon der Rückgriff auf alchemistisch und religiös eingefärbte Grundsätze deutlich. Es ging ihm wohl um das „hermetische Prinzip der Geistigkeit“. „Paracelsus war der Vorläufer der klaren Arznei, von Gott gesandt und mit Wissenschaft ausgerüstet, die Pflanzen und Gesteinskörper durch Feuer zu zerlegen und den Geist aus ihnen herauszuziehen.“ Die Medikamente sollten auf allen Ebenen des Menschseins wirken, auf Körper, Seele und Geist.
Herstellungsverfahren
Ungiftige Pflanzen werden frisch geerntet mit Wurzeln, Stängeln, Blättern, Samen, danach zerkleinert und in einer Destillierblase ausgezogen. Das abgesetzte Öl wird abgeschöpft und extra gelagert. Der Kräuterrückstand wird mit diesem Destillat übergossen und mit Bierhefe versetzt, damit alles zusammen gären kann. Diese entstehende Flüssigkeit wird wiederum destilliert, bis sie keine Verfärbung mehr aufweist. Der erneute Kräuterrückstand wird getrocknet und schließlich verbrannt. Dem Destillat werden die Öle und die Asche zugesetzt.
Wirkungsweise
„Ich behaupte und nehme an, dass, wenn man bei einem zu verwendenden Arzneimittel das in demselben wirksame Prinzip oder die wirksame Materie befreit, dasselbe einen freieren Wirkungskreis oder in dem vorliegenden Sinne auf das Arzneimittel angewandt, eine größere Heilkraft erlangen muss, und dass diese Heilkraft ganz außerordentlich erhöht werden kann, wenn man sie durch das hermetisch-spagyrische Heilverfahren zur höchsten Potenz steigert.“ (C.-F. Zimpel)
„Die JKH-Mittel finden auch bei Erkrankungen von Groß- und Kleintieren mit gutem Erfolg Verwendung.“
Fachliche Beurteilung
Heilpflanzen wurden schon zu allen Zeiten als frische Pflanzen zu Heilzwecken verwendet oder auch getrocknet zu einem Tee zubereitet. Gleichzeitig wird in der Spagyrik Hefe zugesetzt, um eine Gärung zu erreichen. Milchsäuregärungen erzielt auch derjenige, der Sauerkraut haltbar machen will – das hat sich als gut und lecker erwiesen. Hefe hat viele Vitamine, und dadurch werden sicherlich auch Wirkstoffe ausgezogen, die sonst nicht freigesetzt worden wären. Die Trennung des Öls aus dem Destillat hat wohl den Sinn, die ätherischen Öle, die relativ leicht flüchtig sind, zu erhalten. Die Asche zuzusetzen mag vom Mineralgehalt sinnvoll sein.
Durch diese vorgenannten Herstellungsprozesse werden die möglichen Nebenwirkungen einer Pflanze gemildert oder sogar vermieden. Dass sie stärker wirksam sind, ist eine unbewiesene Behauptung, aber in dem einen oder anderen Fall möglich.
Geistliche Beurteilung
Wenn in einem Einführungsseminar über Spagyrik zunächst die Besonderheiten der Herstellung der Essenzen gelehrt werden, dann ist das geistlich gesehen völlig neutral, auch was „die Pflanzen und ihre traditionelle Anwendung“ angeht, aber dann wird von „der Wirkung der Spagyrik auf die Seele“, gesprochen: „Trauer, Liebeskummer, schlechte Laune, Schutz vor negativen Energien, Loslassen“ – da fragt man sich schon, was sind „negative Energien“? Aber dann kommt der wichtigere Punkt: „Wirkung der Spagyrik auf den Geist (psychische, geistige und spirituelle Ebene); Bewusstseinsbildung, Eliminierung negativer Energien, Deprogrammierung, Kontakt zu höheren geistigen Ebenen, Generationskonflikte.“ (Phylak Sachsen GmbH, Burgneudorf, 11/08) Können diese Medikamente das Bewussteins so ändern? Schaffen sie Kontakt zu höheren Ebenen? Was bedeutet das? Da haben sich alchemistische Inhalte mit anderen esoterischen Vorstellungen vermischt und sollen die Basis für ein „neues Bewusstsein“ – New Age – schaffen.
Eine okkulte Denkweise; bzw. Interpretation ist offensichtlich möglich, aber das ändert nicht die auf spagyrischer Basis hergestellten Arzneimittel – ebenso wenig wie Schmerztabletten von einem atheistisch geprägten Chemiker verändert wird. Die spagyrische „Philosophie“, wie sie Dr. med. Zimpel vertreten hat, ist geistlich der Anthroposophie sehr ähnlich; beide haben Inhalte aus der Gnostik und vermischen Biblisches mit Aberglauben. Dieser modern gewordene Religionsmix (Synkretismus) geht an der Wahrheit vorbei und richtet sich letztlich gegen den lebendigen Gott und seine Offenbarungen in der Bibel.
Ganz anders sieht die Eindeutigkeit des biblischen Glauben aus, aber es wird auch deutlich, wie reich Gott uns Menschen durch seinen Geist beschenken will:
„Er ist der Vater, von dem alle Wesen in der himmlischen und in der irdischen Welt ihr Leben haben. Ich bitte ihn, dass er euch aus dem Reichtum der Herrlichkeit beschenkt und euch durch seinen Geist innerlich stark macht.“ (Epheser 3,14-16)
Da die Heilmittel von der „Philosophie“ getrennt werden können und objektiv wirksam sind, ist eine generelle Ablehnung u. E. nicht angebracht.
Wir raten jedoch davon ab, einen speziellen Spagyrik-Therapeuten (Arzt oder Heilpraktiker) aufzusuchen, weil dieser bewusst Einfluss nehmen will auf die Geist-Ebene. Unser Rat zur Vorsicht entspricht dem Bibelwort: „Welche Gemeinsamkeit hat das Licht mit der Finsternis?“ (2. Korinther 6,14) D.O.
Literatur:
Pschyrembel, Wörterbuch Naturheilkunde, Walter de Gruyter, 1996;Hunnius, Pharmazeutisches Wörterbuch, Walter de Gruyter, 1998; H.E. Helmrich, Dr. med. Zimpels Spagyrisches Heilverfahren, 1952, Carl Müller, Apotheker, Göppingen – Wissenschaftliche Abteilung; Die Arzneimittel der ISO-Komplex Heilweise, Iso-Werke, Regensburg; www.vitagate24.ch.