Homöopathie

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Allgemeine Darstellung
Das Ziel der Therapie mit niedrigkonzentrierten Arzneistoffen ist die Besserung der Krankheiten durch einen minimalen Heilungsreiz, deshalb stehen auch fast keine „Risiken und Nebenwirkungen“ auf den Beipackzetteln. Bei der Homöopathie handelt es sich weder um eine Ideologie noch um eine Pseudoreligion, sondern um eine medizinische Richtung, die der Linderung von Krankheiten dient und weltweit in Kliniken und von Ärzten, Tierärzten und Heilpraktikern angewandt wird. Esoterischer Missbrauch ändert nichts am gesegneten Gebrauch. Die Homöopathie ist in der Ärzteschaft etabliert. Die Zusatzbezeichnung „Homöopathie“ kann ein Arzt führen, wenn er die von der Bundesärztekammer vorgeschriebene Weiterbildung von 100 Std. in den Einrichtungen des DZVhÄ (Deutscher Zentralverband homöopathischer Ärzte) absolviert hat. In einem Interview im „plus-Magazin 4/2011“ sagte der Präsident der Bundesärztekammer, auf die Aussage: „Trotzdem bezweifeln viele Experten den Nutzen der Homöopathie: Prof. Jörg-Dietrich Hoppe: Dem entgegne ich, dass Homöopathie eine anerkannte, `besondere Therapieform´, auch im Sinne des Sozialgesetzbuches, ist. Das heißt, dass diese 200 Jahre alte alternative Heilmethode trotz wissenschaftlicher Kritik zugelassen ist und homöopathische Heilmittel vom Arzt verschrieben werden dürfen.“

Hintergrund
Der Entdecker der Homöopathie war Dr. med. Samuel Hahnemann (1755-1843). Als Doktor der Medizin und der Pharmazie übte er scharfe Kritik an der damals üblichen medizinischen Richtung. Er lehrte sieben Jahre als Professor der Medizin in Leipzig und hinterließ ein mehrbändiges wissenschaftliches Lebenswerk.
Hahnemann hielt nichts von ungeprüften und der Phantasie entsprungenen Arzneimitteln; wie es seiner Meinung nach, sonst in der Medizin üblich war. So nannte er sein Hauptwerk „Organon der rationellen Heilkunde: Ein Erfahrungswerk“. Die Homöopathie hat sich im Laufe der Jahrzehnte weiterentwickelt, und die Erkenntnisse sind wesentlich gewachsen. Die Anpassung an die vielen neuen Forschungsergebnisse in der Medizin ist auch für die Homöopathie wichtig. Neue grundlegende Lehrinhalte von Dr. med. H.-H. Reckeweg haben die moderne Homöopathie stark geprägt. Einen Stillstand in dieser Therapierichtung wird es auch in Zukunft nicht geben. Die Verbesserung der Messtechnik und der Analyse (Dünnschicht-Chromographie) beinhaltet eine qualitativ hochwertige Herstellung und damit eine sicherere Therapie.

Die Herstellung der Homöopathika
Unter ausschließlicher Kontrolle der Apotheker werden die Arzneimittel nach den Vorschriften des deutschen amtlichen „Homöopathischen Arzneibuches“ hergestellt. In der Roten-Liste (Arzneimittelverzeichnis für Deutschland) 2006 sind 674 Homöopathika aufgeführt.

Die Verdünnung oder Potenzierung
Die Arzneimittel werden entweder in Dezimalpotenzen = 1:10 („D“) verdünnt, Centesimalpotenzen = 1:100 („C“) oder LM-Potenzen = 1:50000 („LM“ oder „Q“).

Die Inhaltsstoffe
Immer wieder wird ohne Sachkenntnis behauptet, die Homöopathie sei ein Heilen mit Nichts. Das ist nicht so, die Homöopathie ist ein Heilen mit Wenig. Die Qualität eines Stoffes ist dabei entscheidend, nicht die Quantität. Forschungen haben ergeben, dass in einem Kubikzentimeter einer D 10 immer noch ca. 10 Billionen Moleküle enthalten sind.
Nur in einer Hochpotenz, d.h. ab D 30, sind rein rechnerisch keine Wirkstoff-Moleküle mehr vorhanden. Die Realität hat aber gezeigt, dass in einer D200 immer noch eine D9 vorhanden sein kann (z.B. bei radioaktiv markiertem Phosphor). Das macht deutlich, dass die mathematische Abnahme der Molekülzahl nicht mit der technisch durchführbaren Verdünnung übereinstimmt. Andererseits kann man davon ausgehen, dass eine zu geringe Menge die erforderliche Veränderung zur Heilung im Organismus nicht erreichen kann. Über unbekannte Faktoren aber zu spekulieren ist in der Medizin unangebracht und hilft dem Kranken nicht.

Wirksamkeits-Nachweis
Die Wirksamkeit der Homöopathika wurde an Mensch und Tier durch zahlreiche klinische Studien bewiesen. Das Anzweifeln dieser Studien ist Hobby mancher Schulmediziner und Theologen, aber wenn sie ehrlich wären, dann wüssten sie, dass man jede Studie in Zweifel ziehen kann. Wie heißt es in einem Buch einer Schulmedizinerin so schön: „Dabei werden zur Präsentation der Studienergebnisse vorwiegend „linientreue“ Experten eingeladen, wohingegen Kritiker allenfalls unter den Zuhörern sitzen und dann in der Diskussion ab und zu einmal zu Wort kommen. …Die Planung dieser Studien übernehmen in der Regel die Pharmaunternehmen und ebnen dadurch – in gewissem Maß – den erhofften Ergebnissen den Weg.“ (G. Hoffbauer)
In einer neuen wissenschaftlichen Arbeit wird die „Nicht-monotone Dosis-Wirkungsbeziehung“ von J. Oehlmann an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt untersucht. Dabei wird Hahnemann selbstverständlich genannt, als einer, der die „Monotone Dosis-Wirkungsbeziehung bereits in Frage gestellt habe.“
Die neueste Studie kommt aus Israel (Shaare Zedek Medical Center, Jerusalem) und hat eindeutig belegt, dass ein homöopathisches Komplexmittel erfolgreich eingesetzt werden konnte. Dabei handelte es sich um eine „randomisierte, kontrollierte klinische Studie zum Nachweis der Wirksamkeit von Traumeel S bei der Behandlung von chemotherapieinduzierter Stomatitis bei Kindern nach Stammzelltransplantation.“ (Biol Med 2002;31 (1):25-31)

a) Placebo-Effekt?
Das Placebo (lat. ich gefalle) ist ein Scheinmedikament ohne einen Wirkstoff. Trotz aller modernen Prüfungsmethoden lässt sich der Placebo-Effekt bei keinem Arzneimittel sicher ausschließen. In Studien werden auch Homöopathika gegen Placebogruppen untersucht, das ist heute selbstverständlich. Anderweitige Behauptungen von Gegnern – aus welchem Lager auch immer – sind falsch. So rügte im April 2011 in der „Neue Zürcher Zeitung“ der Presserat der Schweiz: „Mit der Aussage, es gebe keine einzige Studie, welche die Wirksamkeit von Homöopathie beweise, habe das „Magazin“ gegen die Pflicht zur Wahrheit und Sachgerechtigkeit verstoßen.“ (Nr. 93) Genau das, ist auch unsere Meinung.

Robert Jütte, der Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart, bechreibt Samuel Hahnemann (1755-1843), den Begründer der Homöopathie, als den ersten Arzt, von dem man verbrieft weiß, dass er seinen Patienten regelmäßig und systematisch Placebos verabreichte. Der Medizinhistoriker studierte Hahnemanns Aufzeichnungen und Krankenjournale und stellte fest, dass in manchen Jahren der Anteil von Placebos an den gesamten Rezepturen 50 Prozent betrug. Von einigen Einzelfällen abgesehen, wussten Samuel Hahnemanns Patienten nicht, ob sie ein homöopathisches Medikament oder ein Placebo in Form von Milchpulver zu sich nahmen. Placebos waren und sind aber auch in der Schulmedizin üblich. Laut einer Umfrage unter den Hausärzten in Bayern bekannten sich 88 Prozent zum gelegentlichen Griff zur sprichwörtlichen Zuckerpille.“ (Schubert / Amberger) Die genannten Aussagen sprechen für sich und benötigen keinen Kommentar.

Es gilt allerdings zu berücksichtigen, dass die Selbstheilungskräfte heilen, die Gott geschaffen hat, und dass die Medikamente nur unterstützend tätig sein können. Bei dem Placebo-Effekt handelt es sich somit um Prozesse, die natürlicherweise zur Besserung oder Heilung führen. Der Mensch ist heilungsfähig geschaffen – auch ohne alle besonderen Maßnahmen kann er gesund werden.

b) Übernatürliche Arznei?
Natürliche Wirkstoffe können nicht durch Potenzierung/Verdünnung (Dynamisierung) übernatürlich verwandelt werden, weder durch Schütteln, noch durch Verreiben (Trituration). „Immaterielle“ Wirkungen (nach (Hahnemann) von Homöopathika gibt es nicht, sie sind seinem idealistisch geprägten Gedankengut (Schelling) entsprungen, aber nicht esoterischem. Die sog. feinstoffliche Arznei ist selbstverständlich und setzt einen Stoff voraus, der in feiner Verteilung vorliegt. Viele Arzneistoffe sind Gifte (Arsen, z.B. bis D6) und müssen sogar als Arznei verdünnt werden! Die Behauptung, dass die Behandlungserfolge durch „kosmische Kräfte“ erreicht würden entspricht einem astrologischen bzw. hinduistischen (Yoga) oder taoistischen Weltbild und hat mit Homöopathie nichts zu tun. Hahnemann lehnte jedenfalls die, wie er meinte „taoistische Akupunktur“ ab, das wäre dann völlig unverständlich, wenn er dann seine „taoistische Philosophie“ in Flaschen abgefüllt hätte. Die wiederholte Behauptung (leider auch in mancher christlichen Literatur zu finden) dieser magischen „kosmischen“ Denkweise verändert nicht die Homöopathie, sondern zeigt den Ursprung der Vorstellungen.

Geistliche Beurteilung
Bei der geistlichen Beurteilung geht es nicht darum, ob Dr. med. Samuel Hahnemann gläubig war oder nicht, sondern darum, ob er mit seiner medizinisch- pharmazeutischen Richtung Okkultismus verbreitet hat. Seine Biographie seitenlang zu durchleuchten ist ein Irrweg, denn er erhellt vielleicht sein Leben, aber der Richter darüber wird Jesus sein – und nicht seine Kritiker. Diese Leute haben bisher leider noch nicht die „Hintergründe“ der Schulmedizin „erforscht“ und es wohl bewusst versäumt, die Gläubigkeit der Lehr-Psychologen (S. Freud, C.G. Jung u.a.) zu untersuchen. Da Hahnemann seine Arzneimittelprüfungen an selbst bzw. an Familienmitgliedern oder Studenten (Tierversuche lehnte er ab) erprobt hatte und er dabei Hunderte von Symptome aufschrieb, die er bei der entsprechenden Substanz an seinem Körper registrierte, kann die Frage nach magischen Inhalten eindeutig mit „Nein“ beantwortet werden. Hahnemann war ein aufgeklärter Rationalist und lehnte alles Übersinnliche ab, leider auch das Erlösungswerk unseres Heilandes Jesus Christus – da haben die Kritiker recht. Natürlich distanzieren wir uns als Christen von diesen Ansichten, aber wir distanzieren uns auch von den falschen Unterstellungen. Einige Homöopathie-Kritiker (selbsternannte „Wächter“) verbreiten darüber Unwahrheiten und schaffen künstlich seelsorgerliche Probleme (Okkultismusängste) in der Gemeinde Jesu.
Homöopathie hat von sich aus nichts mit Esoterik zu tun. Über 30 Jahre (1940-1973) gab es das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart. Hier wurde, von bedeutenden Klinikern (Stiegele, Unseld, Leeser, Mezger) mit großem Erfolg klassische Homöopathie angewendet.
Homöopathische Arzneimittel werden, wie alle anderen Arzneimittel, von gläubigen und ungläubigen Behandlern genutzt. Diese biologischen Medikamente gehören zu den schöpfungsgemäßen Naturheilverfahren und sind heute vielfach eingebettet in die Allgemeinmedizin – für Kinder erstattungsfähig von den meisten Krankenkassen. Die Methode hat Stärken und Schwächen, wie jede andere Therapieform. Eine Vergötzung des Entdeckers oder der Methode lehnen wir ab. Erfährt der Kranke aber durch ein Homöopathikum Besserung und Hilfe, dann sollte er, wie bei jeder Heilmittel-Wirkung, nach 1.Korinther 10,3, Gott die Ehre geben.

D.O.
Literatur: S. Hahnemann: Organon der rationellen Heilkunst, Haug Verlag; S. Hahnemann, Kleine medizinische Schriften, Haug Verlag; O. Leeser: Lehrbuch der Homöopathie; Homöogramme DHU; H.-H. Reckeweg, Homotoxikologie; O. Kleinschmidt, H. Frick: Die Homöopathie und ihre religiösen Gegner; S. Pfeifer: Gesundheit um jeden Preis; G. Hoffbauer: Pillen, Kräuter, Heilsversprechen; J. Oehlmann: www.bio.uni-frankfurt.de
Stellungnahme: 2011, Christian Schubert mit Madeleine Amberger, Was uns krank macht was uns heilt, Verlag fischer & gann, 2019, S. 226