Akupunktur

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Geschichte
Die  Traditionelle Chinesische Medizin (Abk. TCM) umfasst mehrere Behandlungsformen. Davon ist zwar die Akupunktur wohl die bekannteste, aber die meisten TCM-Ärzte legen größeren Wert auf die Pflanzentherapie und betrachten die Akupunktur nur als Ergänzung – im Gegensatz zu vielen westlichen Therapeuten.
Die Akupunktur (chin. Zehn-Jui) kommt aus China. Die historischen Quellen umfassen Bücher (etwa 70 Texte), die bis zum Jahr 200 v.Chr. reichen. Die Akupunktur wird seit ca. 4000 Jahren als Heilmethode angewandt. Dass sie sich aus der Massage, im Sinne der “ Akupressur“ (japanisch „Shiatsu„), als „Tuina“ Therapieform entwickelt hat, lässt sich nur vermuten. Erst später folgte die therapieverstärkende Anwendung mit spitzen Gegenständen (Holz, Metall, Keramik). Schon im 17. Jahrhundert wurde diese Nadeltechnik von Missionaren nach Frankreich gebracht. Die ersten guten Akupunktur-Kenntnisse hatte wohl der vielseitig gebildete Arzt Dr. Engelbert Kaempfer (1710). Der Entdecker der Homöopathie, Dr. Samuel Hahnemann (1810), lehnte die Akupunktur als „unhilfreiche, verderbliche, indirekte Kurmethode“ ab, d.h. es gab damals (Anfang des 19. Jahrhunderts) in Deutschland einige ärztliche Akupunkteure.
In Europa, aber besonders in Frankreich, ist die Akupunktur als anerkannte Heilmethode sehr beliebt. Ein gläubiger, sehr erfahrener Arzt schrieb in einem Brief: „Etwa 100 Jahre hatten die Franzosen Indochina besetzt, wobei die Militärärzte eindringlich die Methode studieren konnten, so dass es heute in Frankreich in fast allen Universitäten dreijährige Kurse für Akupunktur gibt. Auch in der tierärztlichen Akademie von Maisons-Alfort werden Tiere mit Nadeln behandelt, Pferde, Kühe, Schafe, Hunde. Daran kann man sehen, dass es sich nicht um Placebo-Effekte oder Okkultismus handelt.“ Es gibt einige Ärztegesellschaften für Akupunktur im In- und Ausland.
Die „Elektroakupunktur“ nach Dr. Voll ist eine Sonderform, bei der keine Nadeln, sondern ein Messgriffel verwendet wird – zur Diagnose und Therapie. Seit Jahrzehnten sind wir davon ausgegangen, dass es sich dabei um eine Hautwiderstandsmessung handelt, aber dies ist von Prof. Chang-Lin Zhang (Physiker) widerlegt worden. Es handelt sich um „die Leitfähigkeit, die sich zur Stärke des elektrischen Feldes im Körperinneren proportional verhält.“
Die „Auriculotherapie“ (Ohr-Akupunktur) wurde von dem französischen Arzt Dr. med. Nogier im Jahre 1956 der medizinischen Öffentlichkeit vorgestellt. Sie gelangte aus dem Westen dann in den Osten. Sie wird heute von Ärzten und Heilpraktikern zusätzlich meist zu anderen Methoden angewendet und hat sich besonders in der Kopfschmerzbehandlung bewährt.

Wissenschaftliche Forschungsergebnisse
Die Akupunkturpunkte, die auf einem „Meridian“ (Nerven- Blutbahn?) liegen, sind als Ansammlungen von Gefäßen und Nervenendigungen gewebemäßig (histologisch) identifiziert. „Seine Nadel erreicht dann niemals substanzlose „Punkte“ oder der Phantasie entsprungene „Meridiane“, sondern knallharte morphologische Strukturen des menschlichen Organismus.“ Der Mediziner und Sinologe Prof. C. Schnorrenberger verwahrt sich auch gegen die Übersetzung des Chi (phon. tschi) mit „Energie“: „Das Schriftzeichen Chi (Qi) heißt „frische Luft“. Entsprechend bedeutet Yang-Qi den Sauerstoff der Luft. .. Dieses arterielle – sauerstoffbeladene – Blut fließt nach chinesischer Überlieferung in den bekannten Gefäßen des menschlichen Organismus, es transportiert Nähr- (Yin) und Abwehrstoffe (Wei), und es bewegt sich dabei „ohne Anfang und Ende“. Die Wirkung der Nadel- und Moxatherapie zielt auf die Regulierung des Blutkreislaufs in den Gefäßen.“ (Zeitschrift HPN/DFA 2/06) Einer Anwendung der Akupunktur geht eine intensive Pulsdiagnose voraus – das kann man erst durch diese Erforschung richtig verstehen und somit einen sinnvollen Zusammenhang zwischen den Arterien und dem Puls erkennen. In einem wissenschaftlichen Buch über „Die Gedankenwelt des chinesischen Kulturkreises“ von 1927 wird das Schriftzeichen für Chi folgendermaßen übersetzt: „ Luft, Hauch, Fluidum (flüssiger Stoff, Anm.), Kraft, feine Substanz.“ Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass schon 1683 Willem ten Rhijne eine ausführliche Abhandlung schrieb und den Namen „Akupunktur“ verwendete. Von ihm stammt auch eine Beschreibung dieser „Meridiane“, die er als Blutgefäße interpretierte – eben wie heute Prof. Schnorrenberger.
Die wissenschaftliche, klinische Erforschung ist deshalb so umfangreich, weil sich die Akupunktur in der Behandlung tierischer und menschlicher Erkrankungen so bewährt hat. Dies ist besonders bei der Schmerztherapie der Fall. Neben der weltbekannten Mayo-Klinik in Amerika gibt es in Europa kaum ein Krankenhaus, in dessen Anästhesie-Abteilung nicht auch die Akupunktur angewendet wird. Besonders in der Migräne-Therapie werden gute Erfolge erzielt. So wurden in einer Studie (1997) der Universität Freiburg 1424 Patienten mit Akupunktur behandelt. Davon gaben 84,1 Prozent an, dass ihre Schmerzen verschwunden seien oder sich gebessert hätten. In der neuesten Studie (2001, bei 40123 Patienten), die an der Ruhr-Universität in Bochum durchgeführt wurde, konnte bewiesen werden, dass bei neun von zehn Patienten die chronischen Schmerzen (Rücken-, Kopf- und Arthrosebeschwerden) gebessert wurden. Die neueste Studie über die Wirksamkeit der Akupunktur stammt von Frau Dr. Nina Theysohn, Universitätsklinikum Essen. Sie wurde durchgeführt mit der „funktionellen magnetischen Resonanztomographie“ und ergab: „Die Aktivierung der Gehirnregionen, die an der Wahrnehmung von Schmerzen beteiligt sind, war während der Akupunktur deutlich reduziert oder verändert.“ (Deutsches Ärzteblatt vom 30.11.2010)

Geistliche Analyse
Im Gegensatz zum vorgenannten Akupunkteur (Schnorrenberger) heißt es in einem esoterisch orientierten Buch von Prof. M. Porkert: „Es gibt kein Ereignis auf der Welt, dem die Chinesen nicht einen ying-Aspekt und einen yang-Aspekt abgewinnen könnten. >Einmal Ying, einmal Yang, das ist das Tao!< heißt es im Yijing (Anm. I-Ging, Buch der Wandlungen – Orakel) .“ Ying und Yang werden als Grundlagen des Lebens verstanden, als umfassende Energie Chi. Die Gesundheit des Menschen hänge von der Harmonisierung der Ying- und Yangkräfte ab. Das bekannte Symbol der zwei Kreise, die ineinander greifen (Monade) wird folgendermaßen beschrieben: „Die Chinesen stellten schließlich ihr ehrwürdiges Einheitsgesetz auf, das die Grundregel der Philosophie des Fernen Ostens darstellt: Das Universum ist das Schwingen der beiden Wirksamkeiten Ying und Yang und der Übergang von einem ins andere.“ (Porkert

Auch wenn wir als Christen dieses Weltbild für falsch halten, so wollen wir dabei bedenken, dass auch das wissenschaftliche Weltbild, so wie es in den Schulen und Universitäten (medizinischen Fakultäten) gelehrt wird, ebenso abzulehnen ist, weil Materialismus und Evolutionismus der biblischen Botschaft widersprechen. Weder Ying und Yang noch der Zufall (Evolution) haben diese unsere Welt geschaffen, sondern der allmächtige Gott: „Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; IHM sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ (Römer 11, 36)

Da sich eine medizinische Heilmethode immer in einem religiösen Umfeld (China = Taoismus oder die philosophische Richtung: Konfuzianismus) entwickelt, ist es für den christlichen Behandler wichtig, dass er die angewandte Methode von diesen religiösen Inhalten befreit, bzw. vorher untersucht, ob sie sich davon befreien lässt. Im Falle der Akupunktur ist es so, d.h. medizinische Erfahrung lässt sich von dem „Überbau“ trennen. Das haben schon die Marxisten und Atheisten maoistischer Prägung bewiesen, die die Akupunktur in China ebenso gelehrt haben (u.a. Uni Peking) ohne den Zugriff auf die religiösen Grundlagen. Wir halten es nicht für gerechtfertigt, dass in einem seelsorgerlichen Buch behauptet wird, in der Akupunktur würde „fernöstliche Philosophie eingespritzt“. Sollte allerdings bei ihrer Durchführung von Ärzten oder Heilpraktikern eine geistige Verbindung zu den dargestellten religiös-esoterischen Inhalten angestrebt werden, so ist Vorsicht geboten. Wie lässt sich das erkennen? Wenn z.B. eine Buddhafigur (allerdings findet man sie in den meisten Haushaltsgeschäften oder Warenhäusern) auf dem Schreibtisch steht oder schon auf dem Praxisschild eine Monade (Ying-Yang-Symbol) zu sehen ist oder esoterische Bilder in der Praxis hängen, dann ist von einer Konsultation abzuraten. Es ist davon auszugehen, dass dieser Behandler seine esoterischen Anschauungen auch in die Therapie einfließen lässt und z.B. eine „Harmonisierung mit der kosmischen Energie“ anstrebt. Somit gilt auch hier das Wort aus der Heiligen Schrift: „Prüft, was dem Herrn gefällt, und distanziert euch von allen dunklen Machenschaften.“ (Epheser 5,10 bzw. 1. Thessalonicher 5,21) D.O.

Literatur
K. Federspiel, V. Herbst, Die Andere Medizin, Stiftung Warentest; M. Porkert, Die chinesische Medizin, Econ Verlag; R. Stühmer, Das große Buch der Naturheilkunde, Lübbe-Verlag; De La Fuye-Schmidt, Die moderne Akupunktur, Hippokrates Verlag; A. Forke, Die Gedankenwelt des chinesischen Kulturkreises, Oldenbourg Verlag; Chang-Lin Zhang, Der unsichtbare Regenbogen und die unhörbare Musik, Monarda Verlag.